Aermoto
MOTOCICLO PARACADUTABILE AERMOTO
AERMOTO AVIOLANCIABILE "VOLUGRAFO"
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Als 1938 bis 1940 die ersten Fallschirmjäger- Einheiten aufgestellt wurden, machten sich die technischen Dienste des Heeres Gedanken, wie die Soldaten, sobald sie die Erde erreichten, beweglich gemacht werden könnten.
Die Ladekapazität der Transportmaschinen dieser Zeit erlaubte es nicht konventionelle Fahrzeuge zu transportieren oder abzuwerfen.
Auch gab es nur Fallschirme, die maximal die Last eines vollausgerüsteten Soldaten sicher zur Erde bringen konnten. Daher mußte ein Fahrzeug entwickelt werden, das innerhalb dieser engen Grenzen lag.
Die Turiner Firma Societa Volugrafo (Officina Maccaniche Volugrafo, Torino), des Ing. Belmondo, die mit dem Heer schon seit Jahren auf dem Spezialfahrzeug-Gebiet zusammenarbeitete, entwickelte ein kleines Fahrzeug für Fallschirmjäger, nämlich ein Klappmotorrad namens Aermoto, und gewann damit die Ausschreibung. Im Laufe der 30er Jahre in denen Volugrafo für die Luftwaffe Treibstoff-Meßgeräte lieferte, davon erhielt die Firma ihren Namen, wurde auch ein Prototyp einer Selbstfahr- Kanone gebaut, bei der ein Industriemotor die Räder einer normalen Kanone angetrieben hat. Dieses Muster wurde aber in der Armee nicht eingeführt. Unter Verwendung desselben Motors wurde das Mulo 3×3 von Guzzi für die Alpintruppen entwickelt. Auch dieses Projekt kam nie zur Serienreife. (Dieser Prototyp hat in einem Exemplar überlebt.)
Aus diesen Gründen hatte das Heer verständlicherweise kein blindes Vertrauen zu Ing. Belmondo. Daher kam es zu einer kuriosen Abnahmeprüfung für die gelieferten Aermotos.
Das Volugrafo-Werk liegt in Turin am Corso Belgio, am Fuße herrlicher Hügel. Am Hang von Superga, gegenüber der Basilika, fanden die Abnahmeprüfungen statt. Nur die Fahrzeuge, die die 5km lange Steigung ohne Umstände bezwangen, wurden auf Lastwagen verladen und abgenommen. Für diese Prüfungsfahrten heuerte Belmondo eine Gruppe Turiner Jugendliche an, die die Fahrzeuge steuerten und sich damit ein paar Groschen verdienten. Diese Anekdote stammt von einem heute weißhaarigen Mann, der damals einer der "Testpiloten" war. (Er erzählte auch daß gute 50% auf der Strecke blieben und in das Werk zurückgingen.)
Das Fahrzeug soll von 1942 -1944 gebaut worden sein. 1944 wurde die Fabrik von den Allliierten bombardiert.
Typ Aermoto; techn. Beschreibung:
Ein 120ccm 1-Zylinder 2-Takt Motor, Typ Batua, der von einem dell`Orto Vergaser mit Gemisch versorgt wird, treibt über ein im gleichen Gehäuse untergebrachtes Zweigang-Getriebe mittels Kette ein getrennt eingebautes Untersetzungsgetriebe an. Von diesem wird durch eine weitere Kette das Hinterrad angetrieben. Die Lichtmaschine stammt von Bosch.
Am Rahmenende ist eine Anhängekupplung für einen kleinen Anhänger angebracht.
Zwillingsreifen vorn und hinten geben dem Fahrzeug ein unverwechselbares Aussehen.
Vieles an diesem Fahrzeug ist ungewöhnlich. So dienen die Rahmenrohre gleichzeitig der Ableitung der Auspuffgase. Die für den Abwurf nach unten klappbaren Lenkerholme haben auf jeder Seite 2 Handhebel mit folgenden Funktionen:
Hebel links vorne: Kupplung
links hinten: Vorderradbremse
rechts vorne: Hinterradbremse
rechts hinten: Dekompressor
Rechts ist auch noch der Handgashebel angebracht.
Der Handschalthebel befindet sich vor dem Fahrersattel und hat drei Stellungen mit der Beschriftung: 1 F 2
Der Schalthebel für das Untersetzungsgetriebe befindet sich hinter dem Kickstarter und hat ebenfalls drei Stellungen die mit N F R (Normale-Folle-Riduttore; Reduziert ) beschriftet sind. Das Untersetzungsgetriebe hat 2 Kettenräder, eines mit 21 Zähnen und eines mit 13 Zähnen.
Das Kettenrad des Motor-Getriebeblocks hat 12 Zähne und ist mit dem 21 zähnigem Kettenrad am Untersetzungsgetriebe verbunden (1:1,75), welches in der Stellung R die beiden Kettenräder direkt verbindet. In der Stellung N hingegen wird die Drehzahl im Verhältnis 1:0,577 übersetzt. In Stellung F besteht keine Verbindung. Das 13 zähnige Kettenrad des Untersetzungsgetriebes ist mit dem 36 zähnigem Kettenrad des Hinterrades verbunden (1:2,769) .
Dieses Fahrzeug wurde mit drei verschiedenen Rahmenformen gebaut. (Arbeittitel Rahmenformen A,B,C.)
Es gibt auch zwei verschiedene Ausführungen vom Fahrersattel: Ein fester Sattel, bei dem Federn zwischen zwei Halterungen gespannt sind (Typ F) und ein großer vorn angelenkten Schwingsattel, der durch je eine Zugfedern beiderseits des Tankes gefedert war. (Typ S) (A,B,C,F,N, S sind von mir gewählte Arbeitstitel)
Bei den meisten aber nicht allen Modellen befindet sich am Lichtmaschinendeckel das Firmenlogo. Von diesem Firmenlogo gibt es wieder zwei verschiedene Ausführungen. (Arbeitstitel: und
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Logo alter Art a.A. |
Logo neuer Art n.A. |
Eine späte Ausführung dieses Fahrzeuges hatte die eine gefederte Parallelogrammgabel.
Dieses Modell hatte den großen vorn angelenkten Schwingsattel.
Es wurde für das Fahrzeug auch ein kleiner Anhänger mit zwei leicht abbaubaren Rädern entwickelt, der zum Transport eines zweiten Soldaten, bzw. anderer Güter gedient hat. Zu diesem gab es auch eine Handdeichsel für den Mannschaftszug.
Das größte Problem waren die Räder. Ein Fahrzeug, das für den Transport eines Soldaten in voller Kampfausrüstung ausgelegt ist sollte bei kleiner Radgröße einen möglichst großen Reifenquerschnitt haben. Solche Reifen gab es aber am Markt nicht. Einen Spezialreifen zu entwickeln wäre zu teuer gekommen, daher behalf man sich mit zwei Räder nebeneinander. Durch die Zwillingsbereifung war der Fahrzustand sehr instabil.
Ob das der Grund ist, daß man von diesem Fahrzeug so wenig gehört hat ? Oder war der Grund der, daß man über italienische Fallschirmjäger überhaupt wenig gehört hat?
Es sollen von 1941 bis 1943 ca. 500-600 Aermoto erzeugt worden sein. (MVPA) Nach Frontalini 270, nach Rezzonico 900 und nach Teubert zwischen 1939 und 1943 ca. 1200 Exemplare. Nach bekannten Fahrgestell- und Motornummern waren es mindestens 650 Fahrzeuge.
Die italienische Armee hat das Fahrzeug wahrscheinlich in folgenden Einheiten eingesetzt:
Scuola Paracadutismo Viterbo-Tarquinia
Division FOLGORE (Division BLITZ)
Division NEMBO (Division STURM)
Bataillon AZZURRO R.S.I. (Bataillon BLAU, Republika Sociale Italiana)
Das Volugrafo war bei diesen Einheiten im Testbetrieb. Von einem Sprungeinsatz ist nichts bekannt.
Im März 1942 wurde Ramcke zur italienischen Wehrmacht kommandiert, wo er die italienische Fallschirm-Division "Folgore" ausbildete. Die Fallschirmjäger-Brigade 1 war ursprünglich aufgestellt worden um im Sommer 42 Malta zu besetzen. Am 1. April 1942 wurde Ramcke mit der Führung der Fallschirmjäger-Brigade 1 (Ramcke) beauftragt. Im Juli 42 erhielt General Student vom OKW den Auftrag eine Fallschirmjäger Brigade zusammen zu stellen, um Rommels stark angeschlagene Kräfte vor El Alamein zu unterstützen. Am 15. Juli erreichte Generalmajor Ramcke afrikanischen Boden und übernahm das Kommando der wenigen Truppenteile, die bereits in Afrika eingetroffen waren.
Das Fahrzeug dürfte für die Besetzung Maltas (Unternehmen HERKULES), für die die Division FOLGORE (Blitz) vorgesehen war, entwickelt worden sein. Die Folgore wurde dann aber, da das Unternehmen HERKULES abgesagt wurde, in Afrika eingesetzt. Über Sprungeinsätze ist nichts bekannt.
Aus diesem Grund sind die bekannten Fahrzeuge auch in den folgenden Farben der italienischen Streitkräfte lackiert:
Luftwaffen-Blaugrau
Wüsten- Gelb
Nach dem Krieg versuchte die Firma die noch auf Lager liegenden Fahrzeuge am zivilen Markt zu verkaufen. Dazu wurde das Fahrzeug teilweise abgewandelt. Und zwar: Einzelrad vorne mit Teleskopgabel.
Eines aber steht fest: Dem Aermoto blieb sowohl der militärische wie auch der zivile Erfolg versagt. In Sammlerkreisen ist dieses Fahrzeug jedoch ein gesuchtes Stück.
Heute gibt es noch 10 – 15 Aermotos.
Technische Daten:
Motor: Typ BATUA, ähnl. Villiers |
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Zylinderzahl: |
1 |
Bohrung: |
52 mm |
Hub: |
58 mm |
Hubraum: |
120 cm3 |
Verdichtung: |
1 : 6 |
Leistung max.: |
2 PS bei 3600 n/min |
Hubraumleistung: |
17 PS/l |
Leistungsgewicht: |
25,75 kg/PS |
Vergaser: |
dell´Orto T2/16 |
Lichtmaschine: |
Bosch ULA 1 CL 27 |
Lichtanlage: |
Carallo F.M.V. 12V 20W |
Räder: |
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Felgengröße: |
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Reifengröße: |
13 x 2 1/2 |
Reifenluftdruck: |
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Im Vorderrad: |
1,8 atü |
Im Hinterrad: |
2,0 atü |
Vorder- und Hinterradbremse: |
SIAMT (ev. auch F&S) Ø 100 mm 17,5 mm breit; |
Tank: |
9,5 l Einfüllöffnung: 39 mm |
Leistungen: |
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Höchstgeschwindigkeit : |
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Straßengang: |
1. Gang 32 km/h |
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2. Gang 50 km/h |
Geländegang: |
1. Gang 28 km/h |
|
2. Gang 34 km/h |
Steigfähigkeit im Straßengang: |
1. Gang 22% |
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2. Gang 10% |
Steigfähigkeit im Geländegang: |
1. Gang 45% |
|
2. Gang 20% |
Abmessungen: ( fahrbereit/zusammengeklappt ) |
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Höhe |
880/530 mm |
Radstand: |
715 mm |
Bodenfreiheit: |
115 mm |
Länge: |
1050 mm |
Breite: |
625/310 mm |
Gewicht: |
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Trockengewicht (ohne Betriebsstoff): |
51,5 kg |
Fahrfertig, voll getankt: |
59 kg |
Zulässiges Gesamtgewicht: |
115 kg |
Vergleichbar mit dem Aermoto ist das britische Excelsior Welbike und der amerikanische Cushman 53 Motorroller.
Die wichtigsten Daten dieser Fahrzeuge im Vergleich:
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Aermoto |
Welbike |
Cushman |
Getriebe |
4 Gänge |
1 Gang |
2 Gänge |
Motor: |
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Inhalt |
120 ccm |
98 ccm |
244 ccm |
PS |
2 PS |
1,5 PS |
4,6 PS |
Hubr.Leistung: |
17 PS/l |
15,3 PS/l |
18,8 PS/l |
Gewicht |
51,5 kg |
32 kg |
116 kg |
Leistungsgewicht: |
25,7 kg/PS |
21,3 kg/PS |
25,2 kg/PS |
Länge |
1050 mm |
1321 mm |
1956 mm |
kleinste Höhe |
530 mm |
381 mm |
965 mm |
kleinste Breite |
310 mm |
305 mm |
584 mm |
Bodenfreiheit |
115 mm |
102 mm |
171 mm |
theor. Lademaß |
0,17 m3 |
0,15 m3 |
1,10 m3 |
Bremsen |
vo + hi |
nur hi |
vo + hi |
Tankinhalt: |
9,5 l |
3,69 l |
7,57 l |
Reichweite: |
… km |
145 km |
60 km |
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Zusammengestellt von
Dr. Josef J. Nemeth
Esterhazystraße 36
A 7000 EISENSTADT
nemeth-josef@bkf.at
Einige ungeprüfte Aussagen über das AERMOTO:
Soll in Kreta eingesetzt gewesen sein.( Teubert ) Daraus würde folgen, daß das Fahrzeug bei Deutschen Fallschirmjägern eingesetzt war, wofür es keinerlei Beweise gibt.
Eine größere Zahl von Alliierten in Italien erbeutet und von ihnen als Spielzeug verwendet ( Vanderveen ). Dafür sprechen Fotos mit G.I.s und Briten im Sattel.
Die wenigen Fahrzeuge, die von der Deutschen Wehrmacht verwendet wurden, hatten eine Afrika-gelben Anstrich. (lt Brezza, dafür spricht AFV Foto, heller Anstrich auf dunklem)
Die eher unbekannte Firma Societa Volugrafo aus Turin die hauptsächlich Motorräder mit kleinem Hubraum baute, machte 1937 mit einem 10to Anhänger mit Allradlenkung und Einzelradfederung für die Gebirgstruppen von sich reden.
1946 brachte die Firma auch einen Kleinwagen namens Bimbo auf den Markt (Konstrukteur Ing. Belmondo).