Der Pinzgauer
Nachdem der Haflinger schon einige Zeit beim Bundesheer seinen Dienst versah, wurde nach einem Nachfolgefahrzeug für den Dodge gesucht. ÖAF entwickelte den Husar und Steyr Daimler Puch gab seinem neuen Ein-Tonner den Namen Pinzgauer. 1967 wurden die ersten Prototypen gebaut.
Laut DI Zeiler hat er im Herbst 1962 bereits das Grundkonzept für den Pinzgauer zu Papier gebracht.
1965 ist der Beginn der Arbeiten am Pinzgauer.
1967 werden 10 Vorserienmodelle gebaut
Der erste Großkunde war die Schweizer Armee.
1970 erfolgt die erste Bestellung durch das ÖBH. Diese Fahrzeuge werden ab Mitte 1973 ausgeliefert.
30.10.1972 Prototypen des Pinzgauer 4×4 als Führungs- und Fernmeldefahrzeug für Österreich (nach Schweizer Auftrag) (Truppen dienst 6/72 S 596).
Auslieferung beginnt ca. Mitte 1973.
17.5.1971 wird im Rahmen einer Pressekonferenz in Graz der Pinzgauer der Öffentlichkeit vorgestellt.
1973 erfolgt die Tropenerprobung, danach wird das Fahrzeug
afrikanischen und arabischen Armeen angeboten.
17.8.1973 Typenprüfung 710M
4.10.1974 Typenprüfung 712M
1976 Beginnt die Auslieferung der San-Pinzgauer an das ÖBH.
Projekt Nummer: 710
Es war das Ergebnis einer sechs Jahre langen Entwicklungsarbeit.
Der Pinzgauer war mit einem luftgekühlten 4 Zylinder Reihenmotor ausgerüstet, der zum Unterschied vom Haflinger im Fahrzeugbug untergebracht war. Das Chassis wies die vom Haflinger bekannte Zentralrohreinheit auf. Auch sonst waren viele Merkmale des Haflingers zu finden.
Zentralrohrfahrgestell mit Einzelradaufhängung.
Allradantrieb durch Zuschaltung des Vorderradantriebs.
Luftgekühlter Benzinmotor.
Vielstufiges vollsynchronisiertes Schaltgetriebe und schaltbares Zusatzgetriebe.
Aufbau als Frontlenker in Plattformbauart.
Durch seine Getriebeauslegung ist eine Höchstgeschwindigkeit auf der Straße von knapp 100 Km/h möglich, andererseits eine dauernde Kleinstgeschwindigkeit bei voller Motorzugkraft von etwa 4 Km/h.
Es war auch gleich eine 6×6 Variante mit 1,5 t Nutzlast geplant.
Auch bei den Aufbauten wurde das Baukastenprinzip verwendet. Für die Basis des Aufbaues sind nur zwei Ausführungen vorgesehen. Die eine hat drei Türen, und zwar die neben dem Fahrer, die neben dem Mitfahrer und die Hecktür zum Einstieg in den Laderaum. Der Fußboden des Laderaums ist zwischen den Rädern vertieft auf eine Breite von 825mm, um auch Paletten unterbringen zu können. In den Längsseiten ist der Boden über die Räder auf der ganzen Länge erhöht.
Die zweite Ausführung hat fünf Türen, zu den 3 Türen der ersten Ausführung kommen noch zwei seitliche Türen im Bereich zwischen Vorder- und Hinterrädern. Im Bereich zwischen diesen beiden Türen ist der Boden vertieft auf die Höhe des mittleren Teiles des Laderaums.
Diese beiden Ausführungen können oberhalb der Gürtellinie verschiedene Aufbauten angeordnet werden.
Zwischen Fahrer- und Mitfahrersitz kann nach Entfernung der Sitze ein großer Deckel aufgeklappt werden, der freien Zutritt zum Motor gibt. Auf dem oberen Teil dieses Deckels ist ein kleiner Deckel angebracht, der jederzeit Zutritt zu den wesentlichen Wartungsteilen des Motors gestattet. Ambulanz- und Werkstattwagen lassen sich innerhalb von 1-2 Stunden in Mannschaftstransporter umbauen, da man den Aufbau abstützen kann und somit eine Sanitätsstation bzw. eine stationäre Werkstätte erhält. Die Aufbauten können von Hubschraubern leicht transportiert werden.
Im Juni 1970 hat das ÖBH
700 Stück gl LKW 1t,Pinzgauer 710, 4×4;
400 Stück gl FM KW 1t, 4×4, Pinzgauer 710K (geschlossene Ausführung);
550 Stück gl LKW 1 1/2 t , 6×6, Pinzgauer 712 und
150 Stück gl SanKW 1 1/2t 6×6, Pinzgau 710T San bestellt.
Die Auslieferung der Fahzeuge erfolgt ab 1973 nachdem vorher ein Armeeauftrag der Schweiz durchgeführt wurde.
Folgende Ausführungen waren beim Bundesheer anzutreffen:
Vers.Nr | Typenblatt | |
gl KdoKW 1t (710 Pinzgauer) | 2320-0-300-0051 | B 51 |
gl FM KW 1t (710 Pinzgauer) | 2320-0-300-0052 | B 51 |
gl LKW 1t (710 Pinzgauer) | 2320-0-300-0053 | B60 |
gl FM LKW 1 1/2t (712 Pinzgauer) | 2320-0-300-0054 | C 06 ex B 64 |
gl LKW 1 1/2t (712 Pinzgauer) | 2320-0-300-0055 | C 03 ex B 61 |
gl SanKW 1 1/2t (712 Pinzgauer) | 2310-0-300-0056 | C 04 ex B 62 |
gl LKW 1 1/2t (712 Pinzgauer-Fla) | 2320-0-300-0061 | C 05 ex B 63 |
gl FM KW (RV-FM 200)(VFF-3-0) | 2320-0-300-0066 | |
gl FM KW (RV-MUX) (VFF-4_0) | 2320-0-300-0067 | |
gl FM KW (WF-6-0) | 2320-0-300-0068 | |
gl FM KW (MFF-3-0) | ||
gl FIL TrpKW (712 Pinzgauer) | ||
gl Wkst KW 1 1/2t (712 Peinzgauer-Wkst) | ||
Vers Nr. | Typenblatt | |
gl LKW D-Turbo 1 1/2t (716M Pinzgauer) | ||
gl FM KW D-Turbo 1 1/2t (716K Pinzg.) | ||
gl LKW D-Turbo 2t (718M Pinzgauer) | ||
gl FM KW D-Turbo 2t (718K Pinzgauer) | ||
gl SanKW 2t (718T Pinzgauer) | ||
Ausrüstung:
Bestehend aus | Typenblatt | ||
mittl. Funkfernschreibtrupp | MFF-3-0 | 1x MS-7A-0 1x 12m Ant.Mast | B17 |
Richtverbindungstrupp | VFF-3-0 | 1x MS-7A-0 | C6 |
Richtverbindungstrupp | VFF-4-0 | 2x MS-7A-0 | C7 |
Multiplextrupp | VVF-6-0 | 2x MS-7A-0 | C8 |
Aber auch Panzeratrappen, Schneepflugträger, Fahnentrupp-KW und Fahrzeuge mit Katalysator standen in Verwendung.
Das ÖBH hat 2780 Pinzgauer in verschiedenen Versionen in Verwendung.
Wie in fast allen anderen Ländern werden bestimmte Fahrzeuge einer Generalüberholung unterzogen, um ihre Nutzungsdauer zu verlängern.
Dezember 1994 erhält Steyr den Auftrag zur Generalüberholung von 1414 Pinzgauern für 586 Millionen Schilling (414 000 ATS/Stück).
Im Jänner 1997 stellt sich heraus, dass der Preis für solche Generalüberholungen der Pinzgauer bis S 703 000 pro Fahrzeug ausmacht. Die Kosten der Generalüberholungen der Pinzgauer bei der SFT beliefen sich auf 937 Mio Schilling.
Diese generalüberholten Pinzgauer erhielten:
Vorn rechteckige Reflektoren weiß,
Heckleuchten eckig
Scheibenwischerschalter Wippe
Intervallschalter
Nebelschlußlicht-Schalter-Kontrollicht
Retourgangsperre mit Ring
15-polige Steckdose
Sicherheitsgurte
Automatische Ansaugluftklappenverstellung
Funktionskontrolle d. Bremskontrolleuchte
2000 wird Produktion in Graz eingestellt.
Schneeketten
Lt. TB 2320/20, 21-4 und TB 2320/20, 21-6 dürfen auf der mittleren Achse keine Schneeketten aufgelegt werden.
Merkheft für den Heereskraftfahrer: Am FM-Pinzgauer 712 dürfen an der mittleren Achse keine Schneeketten aufgelegt werden.
Ab 1986 wurde der Pinzgauer mit Turbo Diesel und erhöhter Nutzlast nähmlich 1,5t beim 4×4 Typ 716 und 2t beim 6×6 Typ 718 eingeführt. Der Radstand wird von 2200mm auf 2400mm vergrößert und die Spurweite von 1440mm auf 1520mm.
Schwallblech
Um bei Wasserdurchfahrten den Motor vor eindringendem Wasser zu schützen wurde, ein einfaches Schwallblech eingeführt.
Santra
Gepanzerter Sanitätspinzgauer:
Modifizierte Bodengruppe des Turbo-Pinzgauers mit gepanzertem Aufbau der Firma Achleitner aus Wörgl/Tirol.
Der Pinzgauer wurde in folgenden Armeen verwendet:
England, Ghana, Jordanien, Jugoslawien (3.000) ( IMR A-0.75), Malaysien, Nigeria, Norwegen, Oman(200), Sudan, Schweiz (3.000), Syrien (2.000), Saudi Arabien (30), Tunesien, Venezuela und Zypern.
Technische Daten
Motor | |
Hubraum | 2499ccm |
Leistung | 87PS/64kW bei 4000 U/min |
Max. Drehmoment | 177Nm bei 2000 U/min |
Elekroanlage | |
Zwei Batterien 12V 66Ah | 24Volt Entstört nach NATO Vorschr. |
Drehstromlichtmaschine | 28V 35A |
Getriebe | 5V, 1 R x2 |
Abmessungen und Leistungen
4×4 | 6×6 | |
Radstand | 2200 | 2000+980 |
Spurweite vorn/hinten | 1440 | 1440 |
Steigfähigkeit | 70% | 70% |
Bodenfreiheit | 335 | 335 |
Wattiefe | 600 | 600 |
Böschungswinkel vo/hi | 45° | 45° |
Länge/Breite/Höhe | 4175/1760/2045 | 4955/1760/2045 |
Laderfläche (m²) | 3,5 | 3,5 |
Nutzlast (kg) | 1000 | 1500 |
Achslast vorn (kg) | 1500 | 1450 |
Achslast | 1550 | 2600 |
Höchstgeschwindigkeit | 105 | 93 |
Normverbrauch Straße | 17 ltr. | 19 ltr. |
Geländefahrt | 6 – 10 ltr/h | 7 – 11 ltr/h |
Es gibt einen Rahmenvertrag den die SFT mit dem ÖBH 1998 abgeschlossen hat. Dieser Vertag umfaßt die Lieferung von Originalersatzteilen der Fahrzeugfamilie Pinzgauer und Puch G und wurde für 15 Jahre abgeschlossen.
Vorschriften
Pingauer allgemein
TB 2320/1 Anlassen des Motors mit Fremdstrom
TB 2320/20, 21-1 Techn. Beschreibung u. Bedienungsanweisung f.
d. gl. Steyr Puch Pinzgauer Typ 710.
TB 2320/20, 21-2 Techn. Beschreibung u. Bedienungsanweisung f.
d. gl. Steyr Puch Pinzgauer Typ 710 (LKW) vorh.
TB 2320/20, 21-3 Techn. Beschreibung u. Bedienungsanweisung f. d.
gl. Steyr Puch Pinzgauer Typ 712 (LKW) (Ergänzung
zu Typ 710) vorh.
TB 2320/20, 21-4 Techn. Beschreibung (Ergänzung zu Typ 710) f. d. gl.
Steyr Puch Pinzgauer Typ 712 (FMKW) (Ergänzung
zu Typ 710) vorh.
TB 2320/20, 21-5 Techn. Beschreibung u. Bedienungsanweisung f. d.
gl. Steyr Puch Pinzgauer mit SAN-KastenaufbauTyp
712 SANKW (Ergänzung zu Typ 710) vorh.
TB 2320/20, 21-6 Techn. Beschreibung (Ergänzung zu Typ 710) f. d. gl.
Steyr Puch Pinzgauer Typ 712 (FMKW-FM 200-MUX)
(Ergänzung zu Typ 710) vorh.
TR 2320/20, 21-1 Aufteilung der Instandssetzungsarbeiten auf die
Instandssetzungsstufen
TR 2320/20, 21-2 Instandsetzungsanweisung für Pinzgauer Fahrzeuge
Typ 710 u. Typ 712 vorh.
SK 62 911 40-2 gl LKW 1 t Pinzgauer 710 Unterrichtsbehelf
SK 62 911 40-3 gl LKW 1 1/2t Pinzgauer 712 Unterrichtsbehelf vorh.
TB 2540/1-1 Tech. Beschreibung u. Bedienungsanweisung für
Standheizungs- u. Belüftungsgeräte Marke
„Eberspächer“ Type: BN2, BN4, B4L, X3, D4L. vorh.
TR 2540/5-2 Techn. Reparaturanweisung f. Standheizungs- u.
Belüftungsgeräte. vorh.
7610-50007-0674 Bestandteilliste für Kdo FM-KW 4×4 Teil1
7610-50007-0674 Bestandteilliste für Kdo FM-KW 4×4 Teil2
7610-50008-0984 Bestandteilliste für die LKW Pinzgauer 710 u. 712
Ergänzung betreffend Technische Beschreibung und Bedienungs-anweisung Steyr-Puch Pinzgauer Typ 710, 712.
Neubezeichnung der
Steyr Fahrzeug Technik, Allrad Benzin, Allrad Diesel
SFT-PZG 710 – AB
SFT-PZG 710 FK-B
SFT-PZG 710 FU-B
SFT-PZG 710 FM-AB
SFT-PZG 712 FK-AB
SFT-PZG 712 FM-AB
SFT-PZG 712 VE-AB
SFT-PZG 712 FS-AB
SFT-PZG 712 F4-AB
SFT-PZG 712 F6-AB
SFT-PZG 712 FLA-AB
SFT-PZG 712 IFAL EMPL Aufbau für Mistral
SFT-PZG 712 SAN-AB
SFT-PZG 716-AD
SFT-PZG 716K-AD
SFT-PZG 718-AD
SFT-PZG 718K-AD
SFT-PZG 718RV-AD Falke
SFT-PZG 718SAN-AD
Zusammengestellt von
Dr. Josef J. Nemeth
Esterhazystraße 36
A 7000 EISENSTADT
nemeth-josef@bkf.at
am 17.2.2011
Überarbeitet und mit Fotos ergänzt im April 2020
Quellen:
AN 1938 Puch Automobile, S227ff
An 1130 Kr SFT-PZG 712 Kraftfahrzeuge und Panzer des Österr.
Heeres S191ff.
AN 2783 Das österr. Bundesheer 2000, S 112ff
TR 2540/5-2 Techn. Reparaturanweisung für Standheizungs- u. Be- lüftungsgeräte.
Presseaussendung Haflinger Verkauf vom Mai 1971
Automobilrevue Sd. Druck 1971
Parole 1/87 S 8 Santra
Truppendienst 2/1969 S 176